Schreiben und mehr

Liebe LeserInnen, wie schon auf der Startseite ge"sagt" - das Schreiben geht immer und hilft!

Hier nun eine kleine, feine Auswahl von Texten zu diesem und anderen Themen, die den Autorinnen und Autoren wichtig sind.

Viel Freude beim Lesen oder auch selber schreiben!

Ihre Cornelia

Von Träumern und anderen Sonderlingen.

 

In gewissem Sinne sind wir, die wir hier zusammenkommen, Träumer.

Unsere Geschichten, sofern sie nicht auf Tatsachen beruhen, sind Träumereien,

Fantastereien. Wir haben sie erdacht, erfunden, sie in die reale Welt gesetzt

und somit zum Leben erweckt. Wir sind die Erzeuger, wir haben sie geboren.

Es wäre sehr schade, gäbe es uns nicht. Damit meine ich nicht nur

unseren kleinen Kreis, sondern alle, die Gedanken in Worte verwandeln und

sie niederschreiben.

Die Welt wäre ärmer ohne uns.

 

© Franz Köhler

 

 

Momente des Lebens

schreiben vergebens

Melodien auf.

 

Tanzt meine Seele

auf dem falschen Parkett?

Lass es schwingen in mir.

Lass Leben werden.

 

Nicht nur auf dem Papier.

 

© Maile Ira Folwill

 

 

Worte verlieren                             

(nach einem Gedicht von Francois Loeb)

 

Worte -

Sie verschwanden.

Doch wo suchen?

Schweigen!

 

Verloren

Sind sie

In verwirrenden Sätzen.

Chaos!

 

Heureka!

Ich finde

Viele neue Worte.

Hurra! 

 

© Edith Lerch

 

 

Schreiben

Worte wählen

Zum Satz formen

Dem Text einen Sinn geben

Schreiben

 

© Käthi Schneider

 

 

Sonnenstrahlen

schreiben

Worte in Wolken

 

Sag du mir

welches ich nehmen soll

 

© Maile Folwill

 

 

Meine Feder

 

Meine Feder lässt mich fliegen

lässt mich untergehn und siegen,

lässt mich fremde Welten sehn,

fremde Menschen mich verstehn.

Lässt mich durch das Weltall segeln,

lässt mich schöne Frauen ‚lieben’,

die von mir dann Kinder kriegen,

oder sich nur an mich schmiegen.

Lässt mich auf höchste Berge steigen,

lässt mich die erste Geige geigen.

Lässt Herrscher mich und Bettler sein,

der größte Schuft und engelrein.

Ich bin so froh für diese Feder

und welch ein Glück, sie hat nicht jeder.

In ihr steckt ein tiefrer Sinn,

sagt mir, dass ich der Größte bin. 

 

© Franz Köhler

 

 

Tage des Lichts

 

Jeden Morgen erscheint das Licht

Der Maler erwacht

Mit dem Licht kommen die Farben

Er beginnt sein Bild

 

Der Maler erwacht

Von draußen Vogelgezwitscher

Er beginnt sein Bild

Der Pinsel gleitet über die Leinwand

 

Von draußen Vogelgezwitscher

Das Gesicht ist halb fertig

Der Pinsel gleitet über die Leinwand

Freude erfüllt sein Herz

 

Das Gesicht ist halb fertig

Jeden Morgen erscheint das Licht

Freude erfüllt sein Herz

Mit dem Licht kommen die Farben

 

© Andrea Baumgartner

 

 

 

Hört ihr ein kräftig Rumpeln oder Poltern

Kam wohl der Weihnachtsmann ins Stolpern

Ein Punsch war wohl schlecht gewesen

Wunschzettel lässt sich kaum noch lesen

Und was soll überall die verdammte Kabelage?

Schon mal gehört von wireless, elende Bagage?

Grummelnd rappelt er sich auf

Gebremst der Fall wurd' durch den Bauch

Drum denkt trotz Black Friday immer dran

Knipst zeitig die Lichterkette an

 

© Caroline Lucht

 

 

 

Herzenswünsche

 

Einige Herzenswünsche hab‘ ich.

Viele werden unerfüllt bleiben.

Wir je auf Erden Frieden sein?

Meine Lieben sollen glücklich und zufrieden leben.

 

Viele werden unerfüllt bleiben.

Das Schicksal hat mir Leid, aber auch viel Glück beschert.

Meine Lieben sollen glücklich und zufrieden leben.

Die Mächtigen der Welt mögen Vernunft walten lassen.

 

Das Schicksal hat mir Leid, aber auch viel Glück beschert.

Ein großer Wunsch ist: ein schneller, sanfter Tod.

Die Mächtigen der Welt mögen Vernunft walten lassen.

Ich hoffe, dass ich immer die Güte vieler Menschen erkenne.

 

Ein großer Wunsch ist: ein schneller, sanfter Tod.

Ich denke, jetzt sind genug Herzenswünsche benannt.

Ich hoffe, dass ich immer die Güte vieler Menschen erkenne.

Dankbarkeit darf ich nie vergessen.

 

Ich denke, jetzt sind genug Herzenswünsche benannt.

Vieles ist mir doch geblieben.

Dankbarkeit darf ich nie vergessen.

Ich wünsche mir, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht.

 

Vieles ist mir doch geblieben.

Einige Herzenswünsche hab‘ ich.

Ich wünsche mir, dass die Sonne jeden Morgen aufgeht.

Wir je auf Erden Frieden sein?

 

© Karolina Sinn

 

 

 

Schwarz

Die Katze

Kommt von links

Sie bringt dir Unglück

Aberglaube

 

© Andrea Baumgartner

 

 

Jahresringe

kreisen leise

Ziehen aus

der Wurzel Kraft

Bilden leise

und beständig

Jahreskreise

 

© Maile Folwill

 

 

Kalte Jahreszeit    

           

Der Winter - schon vergangen?

Nun kommt der Frühling bald.

Die Blüten werden sprießen.

Noch ist es nicht soweit!

Tage werden ja schon länger,

Regiert vom Sonnenstand,

Doch warten wir auf Wärme,

Es wird - verlass dich drauf!

 

© Edith Lerch

 

 

Veränderung

 

Die Wolken haben sich verändert;

das tun sie ständig.

 

Auch ich verändere mich

von Jahr zu Jahr, und  durch

Ereignisse, die mich ereilen.

 

© Karolina Sinn

 

 

Jahreszeiten

 

Ich liebe den Januar, sein frisches Licht, aufscheinende Kräfte.
Ein neues Jahr dehnt den Tag. An den Ästen wachsen Knospen,
die aus Blüten Wohnungen bauen.

Ich liebe den Tanz durch die Jahreszeiten,
Möchte im Sommer verweilen,
Unbändiges Grün, die Bäume voller Sonne,
Felder und Wiesen leuchten in der Sommerhitze.

Das Vergehen der Natur
Trauerndes Winterdunkel
Möchte ich verschlafen
Und im Januar wieder auf Reisen gehen.

 

© Ruth Wortberg

 

 

Nach vierzig Jahren wieder präsent

Nach vierzig Jahren wieder präsent
I have a dream
I believe in angels
Komponiert, arrangiert, präsentiert

I have a dream
Die innere Waage ist aus dem Gleichgewicht
Komponiert, arrangiert, präsentiert
Unglücklich kreativ

Die innere Waage ist aus dem Gleichgewicht
Unausgeglichen und sensibel
Unglücklich kreativ
Was wird werden?

Unausgeglichen und sensibel
Zeit vergeht
Was wird werden?
Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid

Zeit vergeht
Von der Sehnsucht zur Wehmut
Agnetha, Björn, Benny und Anni-Frid
Die Ausstrahlung bleibt

Von der Sehnsucht zur Wehmut
Nach vierzig Jahren wieder präsent
Die Ausstrahlung bleibt
I believe in angels

 

© Uli Kölling

 

Corona 2020

 

Ein Virus geht um

Er ist tödlich

Die Menschen haben Angst

Er ist ansteckend, die Menschen tragen Masken

 

Er ist tödlich

Die Forscher suchen ein Heilmittel

Er ist ansteckend, die Menschen tragen Masken

Die Welt ist in Aufruhr

 

Die Forscher suchen ein Heilmittel

Wann werden sie es finden?

Die Welt ist in Aufruhr

Millionen Menschen sterben

 

Wann werden sie es finden?

Ein Virus geht um

Millionen Menschen sterben

Die Menschen haben Angst.

 

©  Andrea Baumgartner

 

 

Echte Fründe ston zesamme

 

  Nahezu 1000 Menschen versammelten sich am Sonntag zu einer Kundgebung an der Tagebaukante bei Lützerath. Nach Ansprachen der vom Abriss ihrer Häuser betroffenen Landwirte, auch von Geologen, Biologen und Umwelt-Aktivisten, unternahmen sie einen „Spaziergang“ an den letzten verbliebenen Häusern von Lützerath vorbei, an den Feldern entlang. Viele Familien mit Kindern waren daran beteiligt, der Jüngste sechs Monate, die älteste Teilnehmerin 96 Jahre alt. Als die Gruppe sich in Bewegung setzte, ertönte von einem Dudelsack das Lied: „Echte Fründe stonn zesamme“, von den Black Fööss. Am Wege standen zahlreiche Schilder mit den Ortsnamen der Dörfer, die bereits dem Tagebau zum Opfer gefallen waren.

  Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass Braunkohle, die „schmutzigste“ fossile Energiequelle ist, mit der höchsten Belastung an CO² für die Umwelt. Durch den Tagebau werden nicht nur Orte abgebaggert, sondern auch Lößböden, die in diesem Gebiet zu den wertvollsten Ackerböden in NRW zählen. Mit dem Verschwinden der Felder, nimmt auch die regionale Versorgung der Bevölkerung mit Getreide, Obst und Gemüse ab.

  Der Geologe wies darauf hin, dass Moore weitaus mehr CO² speichern als Wälder. Die Braunkohle ist aus Urzeit-Mooren entstanden, die sich vor etwa 200 Millionen Jahren gebildet hatten. Warmperioden ließen den Meeresspiegel so hoch ansteigen, dass sich das Meer bis in die Kölner-Bucht ausdehnte. In den darauffolgenden Eiszeiten wurden diese Gebiete von kilometerdickem Eis bedeckt. So entstand aus den Mooren nach und nach, in mehreren Schichten, die Braunkohle, in die sehr große Mengen an CO² gebunden sind, die nun durch die Verstromung wieder frei gesetzt werden.

Hunderte von Brunnen holen das Grundwasser aus großen Tiefen und leiten es in die Erft. Noch im Umkreis von 30 km sind die Folgen zu spüren, durch Austrocknen der Boden, Schäden an Wäldern und vor allem an Feuchtgebieten, sowie Erdabsenkungen, in deren Folge Spannungs-Risse in Gebäuden entstehen, die zum Einsturz führen können. Nach dem Ende der Auskohlung soll hier eine Seen- und Erholungslandschaft entstehen. Um die Tagebaue dann mit Wasser zu füllen, rechnet man mit ca. 30 bis 50 Jahre. Das meiste Wasser, soll dann vom Rhein abgezapft werden. Irrsinn!!!  Wie kann man das stoppen?.

  Immer mehr Menschen, vor allem junge Menschen, demonstriert inzwischen gegen den weiteren Abbau der Braunkohle und die damit verbundene Zerstörung von Siedlungen und Landschaft. Sie setzt sich dafür ein, zukünftigen Generationen eine lebenswerte Welt zu hinterlassen.

Auch ich nahm mit meiner Familie an der Aktion teil, um deutlich zu machen, dass wir hinter den Umwelt-Forderungen der jungen Generation stehen. Schon vor Jahrzehnten waren wir mit unseren Kindern bei Friedensdemonstrationen und gegen eine atomare Stationierung in Deutschland dabei.

 

© Lothar Lax

 

 

 

Hochwasser


Die biblische Sintflut ist jedem bekannt, überraschte keinen.
Es gab noch nicht parallel dazu Dürre und Brände.
Die Wucht der Naturkatastrophe macht fassungslos.
Tote, Trümmer, Chaos - ein Bild der Verwüstung.

Es gab noch nicht parallel dazu Dürre und Brände.
Umweltdesaster nehmen zu.
Tote, Trümmer, Chaos - ein Bild der Verwüstung.
Defizite werden sichtbar.

Umweltdesaster nehmen zu.
Wasser fehlt - zum Trinken, Duschen, Spülen.
Defizite werden sichtbar.
Hilfsbereitschaft wächst.

Wasser fehlt - zum Trinken, Duschen, Spülen.
Entsetzen wird zu Verzweiflung.
Hilfsbereitschaft wächst.
Leid schmiedet zusammen.

Entsetzen wird zu Verzweiflung.
Wohl dem, der eine Elementarversicherung hat.
Leid schmiedet zusammen.
Keller voller Wasser, Müll und Schlamm - ein Alptraum.

Wohl dem, der eine Elementarversicherung hat.
Die biblische Sintflut ist jedem bekannt, überraschte keinen.
Keller voller Wasser, Müll und Schlamm - ein Alptraum.
Die Wucht der Naturkatastrophe macht fassungslos.

 

© Uli Kölling

 

 

Ratsversammlung der Wölfe

 

  Der alte, graue Wolf ruft sein großes Rudel und entfernte Verwandte zu einer Versammlung auf der Lichtung des Dunkel-Waldes zusammen. Als alle erschienen sind und die Söhne als seine Stellvertreter neben ihm stehen, richtet er sich auf. Bis weithin kann man seine Stimme hören: „Nur weil wir unseren Hunger stillen und uns neben Rehen, Wildschweinen und Hasen auch schon einmal ein Schaf oder eine Ziege gönnen, haben die Menschen beschlossen, gegen uns Krieg zu führen. Jeder von uns weiß, dass die Menschen keine Vegetarier sind, sondern täglich millionenfach Tiere töten……“

  „Ich bin gestern an einen Stall vorbeigekommen“, fiel ihm der älteste Sohn ins Wort,  „tausende von Schweinen standen da in ihrem eigenen Dreck, und es stank entsetzlich. Solche Schweine würde ich niemals fressen!, die überlasse ich lieber den Menschen.“

  Zustimmendes Geheul setzt ein. Ein anderer Wolf ergänzt: „Nicht nur Schweine leben so, wie wir es keinem Hund gönnen, auch Hühnern und Kühen geht es nicht besser. Wenn wir so mit Rehen und Wildscheinen umgingen, würden schon bald keine Tiere mehr im Wald leben!“

  Eine Wölfin mit drei Jungen an ihrer Seite ruft der Versammlung zu: „Es kommt noch viel schlimmer! Ich habe gehört, dass wir Wölfe schuld sind am Waldsterben in einem fernen Land. Wir würden zu viel Klopapier und Papiertaschentücher verbrauchen, die aus dem Wald hergestellt werden.“

  „Das habe ich anders verstanden“, meint ein junger Wolf: „Ich habe gehört dass wir zu viele Zeitungen lesen …“

  „Aber wir lesen doch gar keine Zeitungen!“, entgegnet die Wölfin. „Wir informieren uns doch online über Ohren, Augen und Nase.“

  „Da hast du recht, aber die Menschen sind halt so dumm.“

  „Und ausgerechnet uns will man erschießen!“, ruft der alte, graue Wolf mit wutzitternder Stimme. „Wir sollten uns überlegen, wie wir die armen Tiere aus ihren Gefängnissen befreien und uns dabei - im Gegensatz zu den Menschen - bescheiden verhalten und nur wenige von denen, die wir retten, verzehren.“

  Der Vorschlag findet allgemeine Zustimmung, und man beschließt, dass der Ältestenrat einen Plan für diese Befreiung ausarbeiten soll. Der älteste Sohn des alten, grauen Wolfs bietet an, sich in der kommenden Nacht verschiedene Ställe anzusehen und auszukundschaften, wie die Höfe gesichert sind, ob es dort z.B. Wachhunde gibt. Bevor sich alle in das Dickicht zum Schlafen zurückziehen, stärken sie sich noch an einem Rehbock, den sie am Vormittag gejagt haben.

  Am nächsten Tag erfahren sie, dass es ganz in der Nähe einen Bauernhof mit vielen Hühnern in einem großen Stall gibt. Am Hof fließt ein Bach vorbei, sodass sie sich unbemerkt anschleichen könnten. Eine Mauer dort dürfte kein Problem darstellen, so würden sie bei der Flucht schnell einen Vorsprung erlangen. Auch die befreiten Hühner könnten mühelos über die Mauer fliegen und entkommen.

  „Aber wie kommen wir in den Stall?“, fragt ein junger Wolf, „und wie bekommen wir das Tor auf, um die Hühner zu befreien?“

  Da hat der jüngste Sohn einen Plan: „Wir warten, bis die Bäuerin in den Stall geht um die Hühner zu füttern, dann stürmen wir alle zusammen auf sie zu und vertreiben sie. Die Befreiung ist dann ganz einfach. Wir machen es wie immer bei der Jagd, drücken uns schnell von beiden Seiten an den Hühnern vorbei zum Ende des Stalls und treiben sie von dort hinaus. Es wird eine Panik geben, und die Hühner fliegen in alle Richtungen davon. Jeder von uns greift sich eines, und wir verschwinden über die Mauer wieder im Wald.“

  Den Plan finden alle gut, und so schleichen sie sich am nächsten Morgen zum Bauernhof und beobachten vom Bach aus den Stall. Als die Bäuerin mit dem Futtereimer zum Stall geht, warten sie, bis die Bäuerin das Tor öffnet. Dann stürmen alle mit Geheul auf das Tor zu. Die Bäuerin flüchtet zwar ins Haus, kommt aber schnell mit einer Mistgabel in der Hand wieder zurück. Doch inzwischen haben die Wölfe bereits genug Panik im Hühnerstall angerichtet, denn die Hühner rennen und flattern mit einem lauten Gegacker zum Tor hinaus. Als jedoch die Wölfe ebenfalls aus dem Stall stürmen, drehen sich die meisten Hühner wieder um und rennen in den vertrauten Stall zurück. Verfolgt von der Bäuerin greift sich jeder Wolf ein Huhn und springt über die Mauer.

An der Waldlichtung angekommen schüttelt die Wölfin mit den drei Jungen ihren Kopf: „Da haben wir den Hühnern die Freiheit geschenkt, und was macht dieses blöde Federvieh? – Es fliegt in sein Gefängnis zurück.“

  „Dennoch hat sich der Versuch gelohnt, jetzt hat jeder von uns ein leckeres Hühnchen als Mittagsmahlzeit“, meint der jüngste Sohn. „Wenn nur die blöden Federn nicht wären.“

  Der alte Wolf brummt missmutig: „Eigentlich müssten die Menschen erschossen werden, so wie sie mit uns Tieren umgehen.“

  „Das ist nicht nötig“ entgegnet ein älterer Wolf. „Sie sind schon dabei, sich selber zu vernichten und daher auf unsere Hilfe nicht angewiesen.“

Gut gesättigt begeben sich alle ins Dickicht und halten ihren wohlverdienten Mittagsschlaf.

 

© Lothar Lax

 

 

ein Eichhorn

klein und still

macht auf dem Baume

was es will

rast schnell hinauf

kehrt um den Lauf

springt weit vom Ast

fast

in den Morast

schnappt sich `ne Nuß

gibt ihr `nen Kuß

mit Zähnen hart und klein

der Kern der schmeckt sehr fein

schmatzend hockt es hoch im Baum

man sieht es kaum

 

© Maria Emgenbroich

 

 

An der Leine…

 

Sind sie scheinbar gleich..

Ob kurz ob lang – die Leine

Sie wiegen sich in Sicherheit..

 

Die einen zerren, beißen, bellen

Und fühlen sich frei in ihren  lautstarken Rudeln…..der Einseitigkeit..

Wissen nichts von der Hand, die sie führt…in die scheinbare Sicherheit…

 

Es gibt auch die , die schnuppernd  jeden Ort und jedes Tier in seiner Art erst

 einmal erkunden, ganz gelassen…, sehen Möglichkeiten, auch an der Leine, ob

 kurz sie oder  lang und behalten stets im Auge, die Hand, die sie hält, ihre

 Leine.

 

© Christina Komenda

 

 

Die schöne Pandora

 

Ich will sie haben, die schöne Pandora.

Jeden Dienstagmorgen schlage ich die Zeitung zuerst bei der Tiervermittlung auf. Ich suche nichts Bestimmtes. Ich will mich verlieben. Ganz und gar, bis über beide Ohren, ohne Wenn und Aber. Und heute ist es passiert. Beim Blick in die grünen Katzenaugen der schönen Pandora.

Ich habe sofort im Tierheim angerufen. Es hätte bereits eine andere Dame Interesse bekundet, sagte man mir, aber ich solle ruhig auch am Nachmittag vorbeikommen.

Eine andere Dame war noch schneller als ich? Aber die Reihenfolge der Anrufe wird wohl keine Rolle spielen. Wonach entscheiden sie, wer die Katze bekommt? Nach Schönheit, Alter, Beruf, Einkommen? Bei mir stimmt alles. Ich bin perfekt für Pandora.

 

Da sitzt sie in ihrem Käfig und schaut mich an. Wach, neugierig, fragend. Ja! Will ich schon rufen, da höre ich eine Stimme hinter mir:

„Gefällt sie Ihnen auch so gut wie uns?“

Uns? Ich drehe mich um und erblicke eine zierliche, sommersprossige Frau mit blondem Zopf, die mich freundlich anlächelt. Neben ihr steht sie nochmal in klein, vielleicht acht Jahre alt.

Ein Kind. Ich sehe meine Chancen schwinden.

„Ja“, sage ich, „sie gefällt mir sehr.“

Das Mädchen sieht mich flehend an: „Sie werden uns die Katze doch lassen, ja? Bitte!“

Die Mutter lächelt entschuldigend. „Lena ist völlig vernarrt in das Tier, seit sie es heute Morgen in der Zeitung gesehen hat.“

Ich auch, will ich sagen, lasse es aber. Kann es mir genauso gehen wie einem kleinen Mädchen? Sollte ich nicht schon etwas abgeklärter sein? Gelassener? Und großzügig verzichten?

Oder soll ich um Pandora kämpfen? Um MEINE Pandora.

Den ganzen Tag habe ich ihr in Gedanken ihren Platz in meiner Küche eingerichtet. Also wohnt sie ja praktisch schon bei mir. Da kann doch nicht so eine kleine Göre mit ihren Kulleraugen einfach daherkommen...

„Meine Tochter auch,“ höre ich mich sagen. „Leider konnte sie nicht mitkommen, um die Katze abzuholen.“

„Ach“, sagt die blonde Mutter und lächelt nicht mehr. Alle drei schauen wir nun die schöne Pandora an und warten auf die Frau vom Tierheim.

 

Als ich zwei Stunden später mit der Straßenbahn nach Hause fahre, sitzt auf dem Boden neben meiner Bank Sam und schaut mich unter struppig braunem Fell aus schwarzen Hundeaugen an. Mein Sam. Als ich ihn in seinem Käfig sah, habe ich mich sofort verliebt.

 

© Ute Almoneit

schreibt, spricht, zirpt und brummt 

www.ute-almoneit.de 

 

 

 

 

 

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