Humor, Limericks und mehr

Liebe LeserInnen, "Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt", hat Ringelnatz einmal gesagt, und deshalb ist es sooo wohltuend, auch einmal humoristisch zu schreiben. Welche Form bietet sich dafür besonders gut an? Ja, natürlich der Limerick. Deshalb werden Sie in diesem Artikel eine Vielzahl von Exemplaren dieser besonderen lyrischen Form (aber auch dem 'Zevenar') entdecken und noch Texte zu Pilzen und ihren besonderen Namen - denn wirklich alles kann der Schreibinspiration dienen.

Viel Spaß beim Lesen und auch Schreiben!

Ihre Cornelia

 

 

 

Als Schreibimpulse dienten Fotos und Gedichte.

dazu entstanden:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schaf -  doppelt „gespiegelt“

- dazu ein doppelter Siebener

 

Scheint

Das Schaf

Mit sich selbst

Nicht zungenfertig zu sprechen?

In welcher „Spiegelsprache“

Gibt’s solche

Kommunikation?

 

Könnte

Es gutgelaunt

Über das unsichtbare

„Spiegelfeld“ hin doppelt balancieren

Und zwischen beiden

Lächelndes Gespräch?

Kommunikation! 

 

© Edith Lerch

 

Schafe.

 

Mia und Lisa sind 2 Schafe. Freundinnen sind sie. Tagein, tagaus sind sie zusammen und plaudern über alles Mögliche.

Dumm sind sie nicht, Dummheit, die man oft den Schafen andichtet.

Ihr Leben verläuft in großer Harmonie.

Der Schäfer, ein sensibler Mann, mag die beiden. Nie geben sie zu Rügen Anlass, geben reichlich Milch und lassen sich willig scheren und ja, sie sorgen auch für Nachwuchs. Jedes Mal, wenn der Bock kommt, sind sie voller Aufregung und erzählen sich später kichernd ihre Empfindungen.

Doch soll noch der Tag erwähnt werden, als Lisa bei Futtersuche sich verirrte und nicht zur Herde zurückfand. Mia weinte bitterlich.

Doch der gute Schäfer suchte und fand sie, legte sie sich auf seine Schultern und brachte sie zurück. Die Freude war unbeschreiblich und wird bis heute in der ganze Herde erzählt.

Aber Lisa und Mia wissen, dass sie eines Tages ihr Leben den Menschen opfern müssen, das ist ihre Bestimmung.

Und deshalb genießen sie so lange es ihnen möglich ist, ihr Zusammenleben. 

 

© Franz Köhler

 

 

Limericks

 

Corona die Kölner erlebten.

Lang her, dass sie drunter erbebten.

Doch kaum ist’s zu fassen?

Sie trugen’s gelassen!

Die Storys sie später draus webten

  

Vom Lockdown erzählte die Tante,

Dass sie dies und viel mehr nicht kannte.

Sie fand Masken scheußlich,

War zwangsweise häuslich,

Doch spart‘ ihr das fiese Verwandte.

 

Heut‘ haben‘s die Kölner vergessen,
dass auch sie einmal ganz versessen

Aufs Klopapier-Schleppen

Selbst über fünf Treppen!

Das kann sie - hurra! - nicht mehr stressen. 

 

© Edith Lerch

 

 

Es lebte eine Frau in Essen,

die hatte zu essen vergessen.

Sie magerte ab,

wurde ganz schlapp.

Ach hätte sie doch weiter gegessen.

 

Ich kannt ens en Mädche us Kölle,

dat lötschte su jän Kamelle,

ob eckich, ob rund,

dat wor unjesund.

Äffer dat broch ich Üch jo nit zo verzälle. 

 

Es wohnte eine Frau in Brücken,

die hatte starke Schmerzen im Rücken.

Da kam ein Therapeut

und hat sie davon befreit.

Jetzt kann sie sich wieder bücken.

 

Der Mann, er stand für viele Männer,

für Ungläubige und Bekenner.

Sie froren bei Hitzen,

um bei Kälte zu schwitzen.

Sie waren für Forscher der Riesenrenner.

 

Da inserierte ein Mädchen in Staufen:

Jeder Mann könnte sie kaufen.

Doch dann kamen so viele

mit nur einem Ziele.

Da ging das Mädchen laufen.

 

Ein Besuch bei Onkel und Tanten

und auch bei anderen Verwandten,

ist leider so,

man ist recht froh,

dass mans mal wieder gut überstanden.

 

Es lebte ein Frau in Witten.

Die hatte zwei sehr große Schlitten.

Damit gab sie an

bei jedem Mann.

Und kein Mann hat das jemals bestritten.

 

Signale sollte man beachten

und vor roten Ampeln warten.

Fährt man oft bei rot,

ist man recht bald tot

und kann den Wagen nicht mehr starten. 

 

Das Wissen über Johann Sebastian Bach,

ist bei mir äußerst schwach.

Das tut mir leid.

Ich habs oft bereut.

Doch zum Glück fragt mich keiner danach.

 

Ich kann euch sagen, ungelogen,

man wird oft durch den Kakao gezogen.

Man kanns nicht verhindern,

nicht einmal lindern.

Die Meinungen sind leider unausgewogen. 

 

© Franz Köhler

 

 

dazu entstanden:

Der schlanke Zeigefinger gleitet prüfend über die vertraute Form der Klinge, als knackende Zweige die junge Frau herumfahren lassen. Ein Rehbock verharrt und stellt die Ohren auf, ehe er sich über die frischen Triebe einer Hainbuche hermacht. Ausatmend durchtrennt die Frau hastig einige Stiele und läuft, leise eine Melodie summend, zu dem einsamen Forsthaus an der Grenze zwischen Wald und Dorf. Die letzten Sonnenstrahlen verabschieden sich mit einem intensiven Farbenspiel in den Baumwipfeln. Eine kecke Blaumeise zwitschert vom Dachfirst herab und fliegt auf, als die schwere Tür von innen geöffnet wird. Der Mann fordert sie wortlos auf, einzutreten. Plötzlich wird es eng in ihrem Kopf, die hölzernen Wände scheinen näher zu kommen und ihr schwindelt.

Die Meise ruft erneut und vertreibt die Beklemmung in der Brust der jungen Frau.

Entschlossen schreitet sie über die Schwelle und hängt den abgewetzten Rucksack an einen Haken neben der Tür. Während sie sich dem Herd zuwendet, schlurft der Mann zu der grob gezimmerten Eckbank und nimmt Platz. Blicke bohren sich der jungen Frau wie Pfeilspitzen in den Rücken, und sie zurrt resolut die mit Blumen gemusterte Schürze enger.

Beiläufig fällt der Blick auf das kleine Regal über dem altertümlichen Herd. Die gerahmte Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt eine Frau mit müden Zügen in geblümter Schürze, ein fröhlich hüpfendes Kind an der Hand. Ein flüchtiges Zucken um den Mund hebt sie den Deckel, schnuppert an der Suppe vom Vortag und ignoriert den Magen, der, gleich einem ängstlichen Kolibri in der Hand, hochfrequent flattert. Geschickt zerteilt purzeln dünne Scheiben lautlos in den Messingkochtopf und sinken rasch ein. Mit gezieltem Wurf landet das entzündete Streichholz zwischen den geschichteten Kohlen. Sorgfältig verschließt sie die Herdklappe. Die Frau auf dem Foto schaut ihr aufmerksam und stumm zu. Die junge Frau streicht sanft über die Schürze. Dann wendet sie sich dem Wartenden zu und setzt ihr schönstes Lächeln auf. 

 

© Caroline Lucht

 

 

Pilzragout


Schon immer wurde nach der Schönsten, dem Größten, Bedeutendsten gefragt - z.B. in Märchen.
Zeitgemäß sind Rankings. Also bietet sich die Übertragung auf den Pilz an.

Der Größte ist ein Riesenhallimasch im Malheur National Forest in Oregon,
verbirgt den größten Teil seines Körpers unter der Erde über die Größe des Tegernsees.

Um den auffälligsten Namen wetteifern:
Giftlorchel, Laubfreund-Trichterling,
Maggipilz oder Liebstöckl-Milchling,
Satanspilz, Spei-Täubling,
bleiweißer Weißknöllchen-Risspilz und gemeiner Wirrkopf.

Der mit dem größten Einfluss umfasst eine Palette von Aspiranten,
die nicht über einen Kamm geschoren werden können.

Da ist z.B. der Atompilz. - Auf der Expo 1964 in Lausanne gewürdigt in den Worten:
Wenn Du am Horizont den blutroten Pilz der Atomdetonation siehst, dann, freier Schweizer, bete.

Der Fliegenpilz und der grüne Knollenblätterpilz sollte nicht unterschätzt werden,
aber auch nicht der Fußpilz und der Hefepilz.

Forscher warnen unter Corona vor besorgniserregender Ausbreitung von „Killer-Pilzen“.
Magic Mushrooms standen da in einem vergleichsweise positiven Flair.
Schimmelpilz im Käse und an der Wand variieren.
Spaltpilz kann trautes Miteinander beenden.

Und dann bleibt noch die aktuelle Frage: Warum eigentlich der Pilz?
Tablettenaffine sind für die pills, und der gelernte Norddeutsche bevorzugt ohnehin das Pils.

Das Ragout soll reizen. Das ist sehr individuell.
Der eine braucht wenig. Der andere verträgt viel.
Jedem das seine.

 

© Uli Kölling

 

 

Pilzgericht (Limerick)

 

Es lebte eine Frau in Emmerich.

Sie kochte ein giftiges Pilzgericht.

Sie gab es ihrem Mann,

der Mann starb daran.

Nun ist sie voller Zuversicht.

 

©Franz Köhler

 

 

Pilze

 

Zu „Pilzen“ will mir zunächst gar nichts einfallen - außer vielleicht Günter Grass, in dessen Büchern er selbst und seine Protagonisten so gern „in die Pilze gehen“.

Doch dann wird in meiner Erinnerung ein Mensch wieder lebendig, dem ich viel zu verdanken habe - nicht nur die Pilze. Alfred Hoffmann war Anfang der 1970er Jahre Studienrat an einem Kölner Mädchen-Gymnasium - und mein Deutschlehrer im zweiten Bildungsweg. Damals hatte ich mich entschlossen, noch einmal die Schulbank zu drücken, um das Abitur nachholen und studieren zu können.

Alfred Hoffmann nahm meine ersten Texte zwar erbarmungslos auseinander, aber so lernte ich von ihm eine lebendige, präzise Form des Schreibens und eine intensive moderne Literatur-Analyse. Außerdem entpuppte sich mein „gestrenger Lehrer“ rasch als humorvoller Mensch, begnadeter Koch und kulinarischer Genießer, zudem als Pilzkenner par excellence. Er wohnte in unserer Nähe, so ergab es sich zwanglos, dass er auch an unserem Herd heimisch wurde und vor allem meinen Mann in die Anfänge der gehobenen Küche einführte. Die „Duxelles“, eine würzige Sauce aus gehackten Pilzen, lernten wir zuerst bei ihm, als Begriff wie als Genuss.

Unserer Lerngruppe versicherte Alfred - wir waren bald beim Du - immer wieder, dass er diesen Unterricht mit interessierten Erwachsenen nicht als Belastung, sondern geradezu als „Erholung“ zu seinem gymnasialen Alltag betrachtete. Und als „Erholung“ pflegte er auch seine Wochenend-Ausflüge mit uns zu deklarieren, mit ausgesuchten Themen zu klassischer wie moderner Literatur in Kneipen oder Jugendherbergen der Umgebung. Die waren gewiss nicht im Plan vorgesehen, aber niemand fehlte dabei, und trotz anstrengender geistiger Arbeit zeigte und erklärte er uns außerdem bei Waldwanderungen zwischendurch verschiedene Pilzarten. Dass trotzdem viel gelacht wurde - bei diesem besonderen Lehrer gehörte es zu den Selbstverständlichkeiten.

Später, als ich nach erfolgreicher „Reifeprüfung“ während des Studiums mit Modekursen an der Volkshochschule ein Taschengeld verdiente, konnte ich Alfred dort einen Nebenjob mit regelmäßigen Pilz-Führungen vermitteln. Er hatte mir für meinen zweiten Bildungs- und Berufsweg so viel mitgegeben. Jetzt konnte ich mich bei ihm bedanken. Er „ging in die Pilze“ und war glücklich.

Leider ist er schon seit vielen Jahren tot.

 

© Edith Lerch

 

 

Der Fliegenpilz

 

Es lockt der Fliegenpilz

mit seinem schönen Kleid.

Wenn ich ihn esse, weiß ich Bescheid,

ob er schmackhaft ist, wen könnte ich fragen?

Die ihn gegessen haben, können es nicht mehr sagen!

 

Will keine Hundert werden, drum fragt mich nicht –

Er ist mit Sicherheit mein letztes Pilzgericht!

 

 

© Karolina Sinn

 

 

im Wald

 

schau hinauf

sieh genau hin

es sind die Baumspitzen

die eng gestellten Stämme

fast kein Platz dazwischen

lass dich nicht fangen

es ist nur der Wald

beim klärenden Gang

bleib wach mit allen Sinnen

bereit für die Zeichen

sei absichtslos

spiel keine Rolle

zerlach den Konflikt

lass dich nicht fangen

es ist nur der Wald

es sind die lastenden Kronen

die eng gestellten Stämme 

 

 © Sabeth Bußmann

 

wir stehen

auf ihren Schultern

steigen auf ihre Köpfe

während sie sinken

wachsen wir

in die Erde

es wird so weit sein

bald werden wir abgelöst

mit anderen auf unseren Schultern

Räuberleiter

sie gehen in unseren Schuhen

ihre Lippen

sprechen unsere Worte

  

© Sabeth Bußmann

 

 

Die Stadt von Theodor Storm

Gegengedicht

 

Das Dorf

 

Du grünes Tal – Du grünes Land

Inmitten liegt das Dorf

Die roten Ziegeldächer sonnenspiegelblank

Es rauscht der Wald ganz sacht

Die Nachtigall singt ihre Konzert

Selbst Herbstes Nacht so sternentrunken

Leises Rascheln und Gefunkel

 

Du grünes Tal – Du grünes Land

Kein Zauber -  kein Lächeln fällt auf Dich

Mein Herz Du hast es nie besessen

Wie bin ich froh für mich

Dich zu verlassen zu vergessen

 

© Erika Kind-Even

 

 

Seiltänzerin ohne Netz von Mascha Kaléko

 

Das Seil so straff gespannt

Was soll uns schon geschehen?

Wir sind versichert

Wir sind sicher

Wir kommen und wir gehen

Und tanzen auf dem Seil des Lebens

Und führt das Seil über eine Schlucht

So gehen wir behutsam und die Angst geht mit

Und fallen  wir

Dann fängt und Jemand auf

Und nimmt uns und unsere Angst in seinen Arm

Abendteuer, Risiko, Lachfalten, Blessuren

Wir tanzen weiter

 

Das Lebensseil es lehrt uns

Vorsicht, Dankbarkeit und vielleicht auch Demut

Wir sind nicht sicher sagt es uns

Hier und Dort

Gestern und Morgen

Wir tanzen weiter

Wir haben keine Angst

 

© Erika Kind-Even

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Sabine Van der Sandt (Dienstag, 09 März 2021 11:59)

    Das Limerick...Pilzgericht der Frau aus Emmerich... finde ich richtig lustig!!! Sehr schön...