Liebe LeserInnen,
die Texte sprudeln wieder - auch wenn sich die Gruppen nicht persönlich treffen können. Ich habe mittlerweile mehrere Schreibwerkstätten per Videokonferenz durchgeführt, und kann nur sagen, sie verliefen erfolgreich. Denen, die nicht online teilnehmen können, sende ich wieder die Unterlagen und Impulse zu und die Ergebnisse dazu, aber auch frei inspirierte Texte, lesen Sie hier.
Viel Spaß dabei und beste Grüße
Cornelia
Schreibimpuls eins - zu diesem oder einem der anderen Fotos schreiben.
dazu entstanden:
Unwetter am Meer
Da standen wir nun - Hand in Hand - in unseren gelben Öljacken auf dem Steg und schauten ungläubig auf die tobende See, über der sich gewaltige Wolkengebirge samt Blitzgewittern auftürmten. Himmel - wollte dieses Wetter denn überhaupt nicht mehr aufhören? Verdammt - in zwei Tagen mussten wir das Schiff beim Vercharterer in Schleswig wieder abgeben.
Nur eine Woche hatten wir für einen gemütlichen Törn durch die dänische „Südsee“ geplant, und nun verfolgte uns ein Tief nach dem anderen, so dass wir uns schon fragten, ob unser obligatorischer Ablege-Schluck für Rasmus vielleicht zu klein ausgefallen sein könnte, dass seine Ungnade für uns und unser Schiff so ausdauernd blieb. Wir hatten den Meeresgott freundlich um rechten Wind gebeten - aber doch keine acht Beaufort! Und das im angeblichen Wonnemonat Mai! Weit hatten wir‘s nicht gebracht.
Nun hingen wir fest im Yachthafen von Burgstaaken auf Fehmarn und vertrieben uns die Zeit mit „Sturmwanderungen“ über die Insel. Auf der Seekarte hatten wir ausgerechnet, dass es bis Schleswig noch gut 65 Seemeilen sein würden, die letzten 22 auf der Schlei, wenn - ja wenn Wind und Wetter morgen soweit nachgelassen haben würden, dass wir mit zwei Reffs im Groß und Sturmfock segeln konnten. Es sah aber nicht danach aus!
Also riefen wir sicherheitshalber den Vercharterer an, um ihm unsere Situation zu erklären. Der hörte schließlich selbst Wetterbericht und schaute aus dem Fenster. Er hatte - Gott sei Dank! - Verständnis, wohl auch Sorgen um sein Schiff und gab uns einen Aufschub.
Tief aufatmend zogen wir die Öljacken wieder an und kämpften uns durch zum „Lotsenhus“ zu einem leckeren Fischessen mit einem vorzüglichen Wein.
Prost Rasmus - sei uns gnädig!
© Edith Lerch
Impuls 2: Schreibe zu einem der Romanauszüge oder zu letzten Sätzen in Romanen hinschreiben.
dazu entstanden:
Er hat den Wald nicht mehr verlassen
So endet der Roman „Das Glasperlenspiel“ von Hermann Hesse. Ich kenne ihn nicht, will ihn auch nicht kennen, denn ich will mich den vielen Fragen, die der Satz aufwirft, hingeben und meine eigene Lösung finden. Dazu muss ich die Fragen aufschreiben.
Wer ging in den Wald?
Warum ging er in den Wald?
Was machte er dort, was erlebte er?
Und schließlich, warum blieb er bis heute im Wald, wollte oder konnte er ihn nicht verlassen?
Und ich frage mich auch, woher Hermann Hesse das eigentlich wusste, also ob die Geschichte wirklich wahr ist.
Das muss schon ein besonderer Mensch sein oder gewesen sein, der dort noch lebt oder dort gestorben ist. Vermutlich letzteres, denn Hermann Hesse ist ja schon lange tot und kann schon deshalb den Wald nicht mehr beobachten.
Nun gut, da ging ein besonderer Mensch in den Wald. Was ich jetzt behaupte, ist wahr, weil mir niemand die Unwahrheit beweisen kann. Der Mensch hieß Karl, war mit dem Eintritt in den Wald 48 Jahre alt und sehr dick. Er suchte nach kleinen Walderdbeeren, fand aber keine und geriet in ein Dickicht, aus dem er sich nicht mehr befreien konnte. Als er es versuchte, fiel er hin, mit dem Gesicht in einen Fliegenpilz. Da er von Kleinkind an alles was er in den Mund bekam herunter schluckte, zog er sich dabei eine tödliche Vergiftung zu. Zuvor jedoch war er gnädiger Weise friedlich eingeschlafen. Karl verweste teilweise. Einige Bestandteile waren schon von Aas-fressenden Waldtieren verwertet worden.
Ich denke, damit sind die aufgeworfenen Fragen beantwortet. Der dicke Karl wurde Opfer eines Dramas, wie es nur die Natur herbeiführen kann. Und unser Hermann Hesse bekommt Recht mit dem letzten Satz seines Romans: „Er hat den Wald nicht mehr verlassen.“
© Dieter Metzmacher
Zu einem Romanauszug aus “Der lange Traum” von Margaret Atwood:
Kaugummi.
Hätte er den Kaugummi aus dem Mund genommen,
er wäre noch am leben und nicht umgekommen.
Denn aus unerklärbarem Grund
nahm der Gummi in seinem Mund
den Weg zur Luftröhre, die er verklebte,
so das der Mann sein Ende nicht mehr erlebte.
© Franz Köhler
Zu „Stanislaw Valentin war einer jener Ärzte, die den schlimmsten Fall stets für unwahrscheinlich hielten. Es sei denn, er trat ein.“ (Aus ‚Rate, wer zum Essen bleibt‘ von Philipp Tingler)
Franziska saß mit geschlossenen Augen, so konnte sie sich besser konzentrieren.” Du bist mein Arzt Stanislaw- Valentin und du siehst nur den schlimmsten Fall, wenn er eintritt. Aber da ist jetzt passiert. Ich stehe Tag für Tag in der Küche und koche, weil du immer zum Essen kommst und es wird und wird nicht besser mit uns.”
“Das ist psychisch und nicht physisch. Sprich doch einmal mit deinem Bruder darüber.”
Ihre bis dahin geschlossenen Augenlider öffneten sich so schnell, dass Stanislaw-Valentin das so gar nicht nachvollziehen konnte.
“Mein Bruder und ich wir haben in den letzten zehn Jahren etwa zwölf Worte miteinander gesprochen. Und das weißt Du”
“Nun benimm dich aber nicht wie eine Babypuppe”.
“Und du bis der Oktopus und würdest mich am liebsten verschlingen.”
Geduckten Hauptes unter Blinzeln sah er ihr aus seinen rot bewimperten Augen nach. Aber da war sie schon wie eine Ibsenfigur ins Unbestimmte verschwunden
Gleich musste Franziska unbedingt ein doppeltes Alka-Selzer auf Eis nehmen.
War es Schicksal. Oder war er für sie bestimmt?
Ach, würde er mich doch wie ein Oktopus verschlingen.
Keinesfalls dachte sie und übte den aufrechten Gang.
Es ist noch nicht einmal eine Affäre. Es ist etwas völlig Belangloses.
Stanislaw-Valentin stand noch immer geduckten Hauptes . Was für eine Frau. Diese Augen wie geschliffene Perlen aus Holzkohle.
Wenn sie ihn nur ein ganz klein wenig lieben könnte.
Aber das hielt für völlig unwahrscheinlich.
© Erika Kind-Even
Zu: Die Silhouette einer Katze huschte durch das Mondlicht, und als ich mich umwandte, um sie zu beobachten, sah ich, dass ich nicht allein war. (F. Scott Fitzgerald. „Der große Gatsby“)
Die Entführung
Ich wurde verfolgt..
Wer war die oder der Unbekannte? Im Mondlicht war nur schemenhaft ein Schatten zu erkennen. Ein Geschäftsmann war entführt worden, die Zahlung des Lösegeldes war erfolgt; Täter wie Opfer waren nicht ermitteln. In mühsamer Kleinarbeit war ich Hinweisen und Indizien nachgegangen. Ein Informant gab mir den entscheidenden Tipp. Ich spürte, dass ich mich nun auf der richtigen Fährte befand.
Der Mond schien hell. Lautlos bewegte ich mich vorwärts. Die Katze kreuzte mit erhobenem Schwanz meinen Weg. Ich hörte Schritte auf leisen Sohlen näherkommen.
Nur noch wenige Schritte bis zu dem einsam gelegenen verfallenen Haus. Der Mond schien hell. Die Schritte kamen fast lautlos näher bis der Schatten beinahe hinter mir stand. Ich erstarrte. Das
Blut pulsierte in meinen Adern. Plötzlich schob sich eine Wolkenwand vor den Mond. Jetzt war es stockdunkel. Mit einem beherzten Sprung sprang ich hinter einen Baum. Ich spürte die Person neben
mir. Sie war klein. Blitzschnell drehte ich mich und packte den oder die Verfolgerin von hinten und drehte ihre Arme auf den ihren Rücken, stieß sie gegen den Baum. Sie war klein und wehrte sich
nicht, sodass ich ihre Hände fesseln konnte und befestigte sie mit den Fesseln am Ast des Baumes. Erst jetzt sah ich in ihr Gesicht. Sie war jung und sehr hübsch. Ich steckte ihr mein Taschentuch
in den Mund, damit sie nicht schreien konnte, ließ sie dort und näherte ich mich dem verfallenen Haus. Die Tür ließ sich leicht öffnen. Im Haus roch es modrig und feucht. Spinnweben hingen an
Wänden und von der Decke. Es roch nach Schimmel. Die maroden Treppenstufen knarrten als ich vorsichtig die Treppe hinunter bis zu einer verschlossenen Tür ging. Mit gezogener Pistole drückte ich
die Türklinke, öffnete die Tür und richtete die Pistole auf einen Mann und rief: Hände hoch!
Dieser saß auf einer Kiste. Im Kerzenschein saß der Entführte, vor sich auf dem Tisch ein Glas Wein und träumte von dem Neuanfang mit seiner jungen Geliebten ohne seine Familie in Südamerika.
Er hielt inne, das Geld zu zählen und hob die Hände hoch.
© Maria Boyn
Die Rolltreppe
Aufgabe: Letzter Satz verwendet aus „Der Spieler“ von F.M. Dostojewski
Volker schiebt sein Fahrrad, beladen mit den wenigen Sachen die er hat, durch den frischen Schnee. Trotz dicker Steppjacke und Wollmütze friert er. Die Kälte steigt durch die dünnen Schuhe in ihm hoch. In der Nacht hat er in seinem Schlafsack vor Kälte kaum schlafen können. Heute Abend wird er versuchen rechtzeitig in der Notunterkunft zu sein, um eine warme Suppe und einen Schlafplatz zu bekommen. Im Sommer zieht er es vor, irgendwo auf einer Parkbank zu schlafen und nicht in den muffigen, überfüllten Notunterkünften für Obdachlose. Nun ist er auf dem Wege zu einem Restaurant, wo er um Essensreste betteln und eine Toilette benutzen kann.
Er kommt an dem Weiher vorbei, wo er als Kind im Winter Schlittschuh gelaufen ist, wenn das Eis dick genug war. In den letzten Nächten hat es gefroren und der Weiher ist mit einer Eisschicht bedeckt. Volker setzt sich auf eine Bank und sieht den Kindern zu, die sich vorsichtig auf die Eisdecke wagen: „Wie konnte es mit mir nur so weit kommen? Wie auf einer Rolltreppe geht es immer weiter nur abwärts mit mir. Ehemalige Arbeitskollegen und Sportsfreunde, mit denen ich im BBC in der ersten Mannschaft Fußball gespielt habe, wechseln die Straßenseite, wenn sie mich sehen. Mit meiner Spielsucht hat alles angefangen. Als ich in die Firmenkasse griff, um Schulden zu begleichen, kam ich zwar mit einer Geldstrafe davon, war aber meine Arbeitsstelle los. Bei neuen Stellen hielt ich es nicht lange aus, oder flog nach wenigen Tagen raus. Den Ärger spülte ich mit Schnaps und Bier runter, bis ich nach einem Streit mit meiner Frau auch die Wohnung verlassen musste. Es ging immer schneller bergab mit mir. Gerade einmal sechsunddreißig Jahre alt, kann ich mir überlegen ob ich mich volllaufen lasse und dann im Schnee liegen bleibe, oder von der Brücke springe; in jedem Fall ist mein Leben sinnlos geworden. Ich habe nicht mehr die Kraft für einen weiteren, neuen Anfang. Er würde genauso scheitern wie alle vorherigen auch.“
Durch einen Schrei wird Volker aus seinen trüben Gedanken gerissen. Er sieht, wie ein kleiner Junge ins Eis einbricht und die anderen Kinder schreiend ans Ufer laufen. Einige Leute stehen am Ufer, greifen zum Handy, andere wagen sich einige Schritte aufs Eis, geben aber rasch den Versuch auf. Volker überlegt nicht lange. Früher ist er hier im Sommer oft mit Freunden schwimmen gewesen und weiß, dass der Weiher hier nur brusttief ist. Auf allen Vieren bewegt er sich so schnell er kann auf die Unglücksstelle zu. Kurz bevor er das Loch im Eis erreicht, bricht er ein, findet aber schnell Halt auf dem Boden. Er spürt das eiskalte Wasser kaum, das ihn bis zur Brust reicht. Er denkt nur daran, den Jungen so schnell wie möglich unter der Eisdecke zu finden und an Land zu bringen. Nach dem dritten Tauchgang unter der Eisdecke, hat er den Jungen entdeckt. Er holt tief Luft, taucht zu ihm und zieht ihn zu dem Loch im Eis hin. Er hebt den Jungen auf die Eisdecke und schiebt ihn ein Stück in Richtung Ufer. Dann versucht er sich selber auf das Eis zu heben und dabei den Jungen weiter in Richtung Ufer zu schieben, aber das Eis bricht immer wieder unter seinem Gewicht ein. Nun spürt er die eisige Kälte und weiß, dass er es nicht lange aushalten kann, aber der Überlebenswille weckt neue Kräfte in ihm. Er sieht, wie eine Frau auf einem langen Ast gestützt näher kommt. Schon bald bekommt sie den Jungen zu fassen und zieht ihn an Land.
Feuerwehr und Krankenwagen sind bereits eingetroffen. Ein Feuerwehrmann kommt mit einer Trage angerannt und schiebt sich mit ihr auf dem Eis auf Volker zu. Volker spürt noch, wie er aus dem Wasser gezogen wird, dann schwinden seine Sinne. Er wacht erst wieder auf, als er im Krankenhaus, in warme Decken gehüllt, in der Notaufnahme liegt. Neben der Liege liegt eine Plastiktüte, in der sich vermutlich seine Sachen befinden. Ein junger Arzt kommt und untersucht ihn. Der Arzt sieht ihn lange an, dann sagt er mit ruhiger, angenehmer Stimme: „Nun erzählen Sie mir mal, was passiert ist“. Volker schildert, wie er den Jungen ins Eis einbrechen sah und er ohne lange nachzudenken aufs Eis gegangen ist, um den Jungen zu retten.
„Es gab noch andere Spaziergänger dort, aber Sie waren der einzige, der es auf das dünne Eis gewagt hat. Ihnen hat der Junge es zu verdanken, dass er nicht ertrunken ist.“
„Ich war nicht der einzige; andere haben die Feuerwehr gerufen und eine Frau hat den Jungen vom Eis gezogen.“
„Dennoch hätte ohne Ihr spontanes Eingreifen der Junge keine Minute länger überlebt. Durch den Aufenthalt im kalten Wasser haben Sie vermutlich keinen bleibenden Schaden erlitten, aber Ihr allgemeiner Gesundheitszustand bereitet mit Sorge. Ich möchte sie daher noch einige Tage hier behalten, damit sie wieder zu Kräften kommen.“
„Aber ich bin nicht versichert und kann einen Krankenhausaufenthalt nicht bezahlen!“
„Darüber machen Sie sich keine Sorgen. Nachher komme ich zu Ihnen. Ich denke, wir sollten uns dann einmal ausführlich unterhalten.“
Eine Krankenschwester bringt Volker in ein geräumiges Einzelzimmer. „Hier können Sie duschen; ich bringe Ihnen gleich einen Rasierapparat und neue Kleidung vorbei. Wenn Sie dann gegessen haben, können Sie sich erst einmal richtig ausschlafen.“
Als er in einem sauberen Schlafanzug aus dem Bad kommt, hat er ausgiebig geduscht, die Haare gewaschen und geföhnt und sich frisch rasiert. Ihm kommt alles wie im Traum vor. Lange betrachtet er sich im Spiegel. Es ist ein anderes Spiegelbild das ihn angeblickt und ein wenig lächelt, als das, was er noch vor kurze in der Schaufensterscheibe gesehen hat.
Wie lange ist es her, in einem so weichen, warmem Bett gelegen zu haben?. Vor zwei Stunden hatte er darüber nachgedacht, seinem sinnlosen Leben ein Ende zu bereiten. Mit einem Schlag ist alles anders. Von einem Moment zum anderen ist er nicht mehr der bettelnde Obdachlose, der seine Würde verloren hat und an dem die Menschen achtlos vorbeigehen. Hier wird er wieder wie ein „normaler Mensch“ behandelt.
Er denkt an die Zeit zurück, wie es war, bevor er die Rolltreppe betreten hat, mit der es unaufhaltsam nach unten ging. Ob er noch einmal die Kraft findet, sich umzublicken und wieder nach oben zu fahren?. Er ist ja noch jung und kräftig. „Wenn ich es schaffe, das Saufen aufzugeben, kann es gelingen. Aber wer vertraut mir und gibt mir noch einmal eine Chance, eine Arbeitsstelle, eine Wohnung?. Einmal auf dem Wege nach unten gibt es nur eine Richtung: Weiter nach unten!“
Am nächsten Morgen kommt der junge Arzt, der ihn gestern untersucht und mit dem er am Nachmittag ein langes Gespräch hatte. Mit ihm kommt der Junge, den er gerettet hat mit seinem Vater. Der Vater hat Tränen in den Augen, als er Volker einen Blumenstrauß überreicht und sich mit belegter Stimme für die Rettung seines Sohnes bedankt. Der Junge steht mit gesenktem Kopf daneben und flüstert ein „Dankeschön!“
„Ich weiß nicht, wie ich es Ihnen wieder gut machen kann. Von Dr. Bergmann habe ich erfahren, dass Sie Schlosser sind, aber zurzeit arbeitslos und ohne Wohnung. Ich hoffe, es ist ihnen recht, dass ich das erfahren habe. Ich besitze eine Autowerkstatt und suche dringend einen Schlosser. Wenn Sie möchten, könnten wir es miteinander versuchen. Eine kleine Wohnung hätte ich über der Werkstatt für Sie.“
Volker kann so viel Glück kaum fassen und bricht in Tränen aus. Er ist sicher, diesmal wird es klappen und er wird stark genug sein, den Alkohol zu besiegen.
Bereits eine Woche später tritt er seine Arbeitsstelle in der Autowerkstatt Adam an. Von Tag zu Tag merkt er, wie verlorengegangenes Selbstvertrauen zurückkehrt und er mit Freude die Arbeit verrichtet.
Als er am Ende des Monats seinen Lohn bekommt, nimmt er sich vor, am nächsten Tag einen großen Blumenstrauß zu kaufen und seine Frau zu bitten, es noch einmal mit ihm zu versuchen. Er hofft inständig: „Morgen, morgen wird alles zum guten Ende kommen.“
© Lothar Lax
Stern
Wenn ein Stern ins Meer abfällt
taucht er in die andre Welt
schenkt mir vorher einen Schein
auf dem Wasser – so solls sein!
Grüßt ganz sanft und kaum zu spüren
will er mich denn so verführen?
Ihm zu folgen - tief hinaus -
raus
vom Strand und in die Ferne
träumen – ach, da folg ich gerne.
Heiter gleite ich auf seinem Weg
Erinnerungen links und rechts vom Steg
wärmen mir das Herz sehr mild
zauberhaftes, geheimnisvolles Bild.
© Katja Waldschmidt
Marina di Casalvelino, Cilento, Italien, Okt. 2020
Zu lange schon
gezögert
die offene Tür
der leere
trockene Raum
wispernde Stille
ringsum
Lichtbahnen
flimmernden Staubs
Schatten
die lautlos ziehen
steif
vor Trauer und Furcht.
Das Land des Schmerzes
wartet auf deine
Umarmung.
© Elisabeth Bußmann
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Franz (Montag, 23 November 2020 16:46)
Die Geschichte von Dieter Metzmacher hat mir gefallen.Köstlich, dieser schwarze Humor.