Da Corona anscheinend ein Teil unserer Welt wurde, und wir davon ausgehen können, dass es so schnell nicht mehr verschwindet, muss es nicht mehr im Titel des Artikels genannt werden.
Sie, liebe Leser, werden hier nun immer wieder Texte, die zu meinen Schreibimpulsen von Teilnehmern und Teilnehmerinnen der Kurse entstanden sind, vorfinden und ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Ihre Cornelia
Schreibimpuls 1:
Angelehnt an einen Artikel von Mariska Jansen mit der Überschrift 'Lebensweisheiten aus Romanen' können eigene Erfahrungen / Erlebnisse geschildert werden.
Dazu Entstanden:
Heiraten sei ja keine Kunst, es ginge um die langen Jahre danach - „eine etwas banale Lebensweisheit!“ urteilt Jansen, nimmt diese aber trotzdem wieder auf in ihrer Kurzbeschreibung des Romans „Eine treue Frau“ der britischen Schriftstellerin Jane Gardam: „Für Betty ist die Liebe kein romantisches Märchen sondern ein Lebensweg (…). Die Beziehung gleicht einer Reise: mal genussvoll, mal entbehrungsreich, mal eine Quälerei durch unwegsames Gelände.“
Die Metapher der Reise durch den Lebensweg fand ich gleich überzeugend. Immerhin kann ich, wenn alles gut geht, im nächsten Jahr mit meinem Mann Eiserne Hochzeit feiern. Nimmt man die drei Jahre, die wir uns vor der Hochzeit kannten, dazu, sind es sogar 68 Jahre liebender Gemeinsamkeit. Natürlich hat diese Liebe immer wieder eine andere Qualität erlebt. Die strahlend-romantische Verliebtheit des Beginns wurde abgelöst von Vertrauen in eine stabile, von Zuneigung bestimmte Form der Partner- und Elternschaft, die auch manche „Quälerei durch unwegsames Gelände“ ausgehalten hat.
Denn wir begannen als armes Studentenehepaar, mit der zu erwartenden Tochter als „Heiratsvermittlerin“, und von den jugendlichen Eltern - ein Sohn kam zwei Jahre später hinzu - wurde größeres Verantwortungsbewusstsein verlangt als von Gleichaltrigen. Doch so wie ich zu Anfang das Geld verdiente, damit mein Mann studieren konnte, begleitete er später, nicht nur finanziell, meine langersehnten Bildungswege, vom Abitur bis zur Promotion, selbst wenn gelegentlich damit so alberne Fragen verbunden waren, wie: „Ach, Ihre Frau hat den Doktor, Sie nicht?“
Wir waren sehr glücklich, dass unsere Kinder uns als Erwachsene bestätigten, wir hätten damals nicht nur den wachsenden Wohlstand ehrlich mit ihnen geteilt, sondern auch ein offenes Haus, in dem ihre Freunde, sogar als „schwierige Teenager“, immer genauso willkommen geheißen wurden wie die der Eltern. Da war sogar gelegentlich vom „Hotel Lerch“ die Rede. Ich spottete hingegen manchmal über die „jeweils amtierenden Schwiegersöhne und -töchter“.
Dass es ab und zu auch heftigen Auseinandersetzungen kam - mit großem Geschrei und Türenknallen - nahmen sie uns (vor allem der temperamentvolleren Mutter) im Nachhinein offenbar nicht übel. Das gehörte dazu, war sozusagen normal. Sie teilten andererseits jahrelang sogar unsere Freude am Segeln.
Aber wir waren auch nicht restlos unglücklich, als Sohn und Tochter uns das berüchtigte „empty nest“ im selben Jahr bescherten, um ihr eigenes Leben zu beginnen. Stattdessen besannen wir uns auf eine liebende Zweisamkeit, die wir jetzt viel intensiver auslebten. Damals waren wir Eltern geworden, bevor wir Ehe „einüben“ konnten. Jetzt genossen wir natürlich neben unseren anspruchsvollen Berufen - Ingenieur für Wasseraufbereitung und Fachfrau für berufliche Weiterbildung - manch luxuriöses Vergnügen, das wir uns früher nicht leisten konnten: viele kulturelle Veranstaltungen, Auslands- wie Festspielreisen - ach, zum ersten Mal Bayreuth, Salzburg, Baden-Baden - dazu die kulinarische Vielfalt von Sterne-Restaurants, aber dank der Kochkurse meines Eheliebsten dort, gehobene Küche im heimischen Esszimmer für Freunde, Kollegen, Nachbarn und Familie - fünf Enkel und drei Urenkel gehören inzwischen dazu.
Auch als Rentner genießen wir unsere liebende Zweisamkeit, können immer noch intensiv miteinander reden und - streiten (nicht zanken!), was bei so unterschiedlichen Temperamenten wohl nicht ausbleibt. Das hält uns, trotz einiger gesundheitlicher Einschränkungen, neugierig aufeinander und - lebendig.
Möge es noch eine Weile so bleiben!
© Edith Lerch
Schreibimpuls 2:
Lass dich von dem Bild von Ave Calvar und/oder von Christian Morgensterns Gedicht zu einem Text inspirieren:
Die Nacht war kalt und sternenklar,
da trieb im Meer bei Norderney
ein Suahelischnurrbarthaar –
die nächste Schiffsuhr wies auf drei.
Mir scheint da mancherlei nicht klar:
man fragt doch, wenn man Logik hat,
Was sucht ein Suahelihaar
denn nachts um drei am Kattegatt?
Christian Morgenstern
Dazu Entstanden:
Ein Leuchten in der Nacht
Langsam verblassen die Sterne und die Dämmerung weicht der Morgenröte. Der Leuchtturm hat seine Aufgabe erfüllt, Schiffe sicher über das Meer zu leiten. Auch wenn es heute Radar und andere Orientierungshilfen gibt, ist für Seeleute der Leuchtturm am Heimathafen immer noch ein sichtbares Zeichen für eine sichere Heimkehr von einer großen Reise. Jahrhunderte lang dienten Leuchttürme der Positionsbestimmung auf dem Meer und sie warnten vor Untiefen.
Zuerst waren es Leuchtfeuer auf einer erhöhten Stelle an Land, die den Fischern in der Nacht den Weg wiesen. Schon in der Antike kannte man Leuchtfeuer; berühmt ist hier der Koloss von Rhodos, der zum Schutz des Hafens gegen feindliche Schiffe diente, vor allem aber den heimkehrenden Seeleuten und Fischern den Weg durch die enge Hafeneinfahrt wies. Die ersten Leuchttürme hatten noch ein offenes Feuer, bis es durch die Kohlebogenlampe (1858) und ab 1920 durch Glühlampen ersetzt wurde.
Die Leuchttürme senden individuelle Lichtsignale aus, die bis zu 20 Seemeilen weit gesehen werden können. Auch wenn die Leuchttürme heute nicht mehr die nautische Bedeutung haben wie noch vor 100 Jahren und oft in Wohntürme umgewandelt wurden, sind sie doch eine Bereicherung der Küstenlandschaft. Wer wandert nicht gerne am Strand entlang und freut sich über den Anblick dieser historischen Bauten, die das Landschaftsbild bereichern.
© Lothar Lax
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