Impulse und Texte der 14. und 15. Coronawoche

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe LeserInnen, es gibt eine kleine Änderung, denn ich stelle heute die Impulse vom 15. UND 22. Juni ein, denn sie passen thematisch gut zusammen, finde ich. Und zu Ihrer Information: Der 15. Juni war der Tag der "Macht des Lächelns" und das MUSSTE ich einfach umsetzen ...

Viel Spaß beim Lesen und Lächeln!

Ihre Cornelia

 

Schreibimpuls 1:

Wie schon oben beschrieben, gab es zum Tage der 'Macht des Lächelns' das Bild, sowie Romantitel und - auszüge zu denen geschrieben werden konnte.

 

Schreibimpuls 2:

Und zudem eine Liste mit sogenannten Aktionstagen für das ganze Jahr - hier gibt es die wundersamsten Tage, die man sich vorstellen kann - "Nimm-deinen-Hund-mit-zur-Arbeit-Tag' ist nur einer unter vielen ...

 

Dazu Entstanden:

 29. Juni - Feiertag der Umarmung

 

Wie lange ist Corona da schon?

Verlangt mit immer gleichem Kanon:

„Halt Abstand, Mensch, von deinesgleichen,

sonst werde ich hier niemals weichen!“

 

Der Mensch denkt: „Ach, das kann nicht sein!“ - „Doch!

Solange ein Serum fehlt, wird’s noch

So bleiben, Mensch! Nach deinem Sinnen

Wird nicht gefragt. Troll dich von hinnen!“

 

Und der Mensch geht mit wilden Schmerzen.

Die Freunde soll er nicht mehr herzen?

Die jungen Enkel nicht umarmen?

Sich alter Eltern nicht erbarmen?

 

Corona lächelt nur feinsinnig:

„Ja, Mensch, du hättest es gern innig.

Vielleicht kann Glück ich dir bringen. Wann?

Am neunundzwanzigsten Juni - nur kann

 

Ich dir leider das Jahr noch nicht nennen

Weil wir es alle bisher nicht kennen.

Doch ein großer Feiertag wird es werden:

Die Umarmung aller Menschen auf Erden!“

 

© Edith Lerch

 

 

Internationaler Frauentag am 8. März 2016

 

Diesen Tag werde ich nie vergessen!

In der Silvesternacht 2015/16 hatte es auf dem Kölner Domplatz entsetzliche sexistische Übergriffe auf Frauen von meist betrunkenen ausländischen Männern gegeben, was im kollektiven Gedächtnis der Stadt noch sehr lange nachwirkte.

Die Kölner SPD-Frauen riefen in einem Extra-„Flashmob“ zum Internationalen Frauentag am 8. März 2016 auf. Wir wollten auf der Domplatte - dem Schauplatz der Silvester-Krawalle - rote Rosen mit einer Grafik von Gerda Laufenberg an Passanten verschenken und dabei mit ihnen ins Gespräch kommen.

So geschah es dann auch. Buchstäblich bis zur allerletzten Rose waren wir intensiv beschäftigt - die Presse berichtete später über einen „gelungenen Einsatz von Frauen in allen Lebensaltern, von Jusos bis hin zur SPD-Oma“ - (das war ich). Den ganzen Nachmittag sprach ich Spaziergänger an, überreichte eine Rose und fragte, ob sie von einem „Internationalen Frauentag“ schon mal etwas gehört hätten. Die Kenntnisse schienen meist dürftig, und deshalb gab ich gern - auch auf Englisch - Auskunft über die Anfänge in den USA, wo am 28. Februar 1909 von der sozialistischen Frauenbewegung, gemeinsam mit den englischen Suffragetten, der Tag etabliert wurde, und zwar als Demonstration für das Frauenwahlrecht. Der Deutschen Clara Zetkin gelang dies für Europa gut ein Jahr später auf der zweiten sozialistischen Frauenkonferenz in Kopenhagen am 27. August 1910. Zwar unterbrach der Erste Weltkrieg dramatisch alle weiteren Bemühungen, doch bereits nach Kriegsende, am 19. Januar 1919 konnten deutsche Frauen in der Weimarer Republik ihr Parlament wählen und gewählt werden.

Seitdem gibt es den „Internationalen Frauentag“ mit festem Datum 8. März, an dem es generell um die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern geht. Heute sollte er vor allem daran erinnern, dass Menschenrechte auch Frauenrechte sind - ohne Gewalt und ohne Sexismus. Die Kölner Silvesterbrutalitäten dürften sich auf keinen Fall wiederholen!

Glücklich tauschten wir am Ende (mit etwas verkratzter Stimme) unsere Erfahrungen aus und fragten am Ende leicht spöttisch, ob vielleicht doch so mancher Mann immer noch politische Aktivitäten der Frauen - vor allem der eigenen - als „Unheil“ interpretieren würde.

Lachend und zustimmend verabschiedeten wir uns voneinander.

  

© Edith Lerch

 

 

Orang-Utan Tag.

 

Das ist eine Geschichte, die so skurril, so fantastisch ist, dass es schwer fällt, sie zu glauben.

Es war an einem Sonntag, sonnenwarm, Ausflugswetter. Meine Frau hatte den Kindern schon vor Wochen versprochen, mit ihnen in den Zoo zu gehen. Heute nun sollte es geschehen.

Klaus, 14, und Petra, 9 Jahre alt, hatten sich sogar etwas besser angezogen, als sonst üblich.

Wir hatten unsere Eintrittskarten gelöst, traten durch das Eingangstor, als Fanfarenstöße erklangen. Uns empfing eine Abordnung von Zoomitarbeitern, an der Spitze der Zoodirektor.

Er trat auf uns zu und rief freudig: „Sie, gnädige Frau, sind der zehnmillionste Besucher des Kölner Zoos.“ Kameras surrten, Fotoapparate klickten.

„Sie, “ so sprach er weiter, „erhalten einen Preis, der in der Geschichte dieses Zoos einmalig ist.“

Auf seinen Wink hin, trat ein Wärter vor, an der Hand einen Orang-Utan, gekleidet in einen roten Overall. „Er gehört Ihnen.“

Meine Frau stieß einen hysterischen Schrei aus und flüchtete in meine Arme.

„Aber, aber, gnädige Frau, wenn Sie erst einmal erfahren, welches Prachtstück nun Ihnen gehört, werden Sie überglücklich sein.“

Als wenn das Tier den Direktor verstanden hätte, nickte es und sagte: „Uha uha.“

„Ich, will“, sprach der Zoochef weiter, „Ihnen seine Geschichte erzählen. Er lief auf Borneo einem englischen Farmerehepaar, dem zuvor ein Hausdiener wegen einer nicht erfüllten Lohnerhöhung abhanden gekommen war, zu. Dieses Prachtexemplar“, er wies auf den Orang-Utan, „übernahm nach und nach sämtliche Arbeiten in Haus und Garten. Übrigens, er heißt Charles-Henry.“

Da schrie Klaus: „Das heißt Karl-Heinz.“

Petra sah ihren Bruder neidisch an, sie hatte noch kein Englisch in der Schule.

Ich sagte: „Alles schön und gut, aber wo sollen wir ihn unterbringen?“

„Haben Sie einen Garten?“

„Ja, hinter dem Haus.“

„Auch eine Gartenlaube?“

„Ja, auch.“

„Na also. Auch Bäume?“

„Vier, fünf Obstbäume“

„Das ist ja wunderbar“. Der Zoodirektor und Charles-Henry nickten.

Meine Frau, die sich langsam von ihrem Schreck erholte murmelte: „Nein, nein, nein, nein, nein.“

Ich strich ihr liebevoll übers Haar und flüsterte: „Wenn man es recht bedenkt, so schlecht ist das alles nicht. Du wirst von einem großen Teil deiner Hausarbeit befreit, kannst dich mehr deinen Interessen widmen. Deine Freundinnen werden dich beneiden.“

Charles-Henry nickte.

Petra fragte: „Was isst er denn?“

„Eigentlich alles, was ihr auch esst, nur etwa mehr“, der Direktor lächelte.

„Nur etwas mehr?“ Meine Frau wurde wieder hysterisch: „Tonnenweise werde ich Nahrung nach Hause schleppen müssen.“

„Aber er wird Ihnen beim Tragen helfen“, erwiderte der Zoodirektor.“Sie werden von seiner Nützlichkeit überwältigt sein.“

Charles-Henry nickte.

Klaus und Petra sahen sich bestimmt schon im Geiste als Mittelpunkt aller Gespräche bei Freunden und Freundinnen, vermutete ich. Wer hatte schon einen Affen als Hausdiener? Obwohl sich mancher Ehemann so vorkam, kam mir auch in den Sinn.

Meine Frau machte noch einen Versuch: „Wie kommt er hier hin und warum geben Sie ihn ab?“

„Das englische Ehepaar, da es nun alt war, wollte wieder in sein Mutterland zurück und bat uns, ihn aufzunehmen. So geschah es. Nun aber stellten wir mehr und mehr fest, dass er nicht zu seinen Artgenossen passte, er war zu menschlich und er gab uns zu verstehen, dass er wieder unter Menschen sein möchte.“

Charles-Henry nickte und sagte: „Uha, uha“.

Unsere Kinder nahmen ihn an die Hand und wir gingen nach Hause. Fernsehteams von ARD und ZDF begleiteten uns.

 

 © Franz Köhler

 

 

Schreibimpuls 3:

Einen Text verfassen zu dem ersten Satz aus ‚Das Bildnis des Dorian Gray‘ (Oscar Wilde) und könntet ihn als ersten Satz für eure Geschichte verwenden: Starker Rosenduft durchströmte das Atelier, und als ein leichter Sommerwind die Bäume im Garten hin und her wiegte, kam durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder der feinere Duft des Rotdorns.

 

Dazu entstanden:

Wo liegt das Paradies? (Pantun)

 

Wo liegt das Paradies?

Woanders.

Vor oder hinter dem Horizont.

Nah und fern baumeln die Seelen.

 

Woanders.

Unter einer Palme, neben einer Kokosnuss.

Nah und fern baumeln die Seelen.

Oft ziehts die Seele in die Ferne.

 

Unter einer Palme, neben einer Kokosnuss.

Sand klebt an den Füßen.

Oft ziehts die Seele in die Ferne.

Bleiben Seelen dort haften, gibt es kein Zurück.

 

Sand klebt an den Füßen.

Wo liegt das Paradies?

Bleiben Seelen dort haften, gibt es kein Zurück.

Vor oder hinter dem Horizont.

 

© Sabine van de Sandt, Juni 2020

 

 

 

Der Spiegel der Seele

 

  Starker Rosenduft durchströmt das Atelier, und als ein leichter Sommerwind die Bäume im Garten hin und her wiegt, kommt durch die offene Tür der schwere Geruch des Flieders oder der feinere Duft des Rotdorns. Carmen nimmt ihre Staffelei und Aquarellstifte und geht den Weg hinunter zum See. Es ist windstill, die Berge und der Wald spiegeln sich auf der glatten Wasseroberfläche. Carmen hat dieses romantische Motiv hier am See schon mehrfach in Aquarell und auch in Öl gemalt, nun möchte sie den Versuch wagen, ihrer Phantasie und ihren Gefühlen freien Raum zu lassen und ein Bild zu malen, das ihre Stimmung in Formen und Farben ausdrückt.

  Auf dem See gleitet ein Segelboot dahin. Zwei junge Menschen sind darin zu erkennen, die auf das gegenüber liegende Ufer zusteuern. Nicht weit von ihrem Platz entfernt lagern Jugendliche an einem Feuer; eine junge Frau spielt leise auf einer Gitarre. Carmen lässt sich von diesem Stimmungsbild der Landschaft, von Blütendüften, Vogelstimmen aus dem Wald und der Gitarrenklang gefangen nehmen. Sie schließt die Augen und erlebt, wie sich in ihren Gedanken ein Bild entwickelt, das ein Spiel mit Farben darstellt, welches die reale Welt nicht ausblendet, aber mehr ist als ein getreues Abbild der Wirklichkeit. Farben und Formen gehen in einander über, überlagern sich. Das Bild vor ihren Augen nimmt Gestalt an, ein Wirbel mit kräftigen Farben in der Bildmitte, der zum Rand hin in sanften Tönen ausläuft.

  Carmen versucht dieses Bild fest zu halten und auf die Leinwand zu übertragen. Sie braucht einige Zeit, bis sie mit dem gemalten Bild zufrieden ist. Wenn sie bisher versucht hat, alles so wirklichkeitsgetreu wie möglich zu malen und sie mit ihren Bildern auch viel Lob und Anerkennung erfahren hat, merkt sie, dass dieser neue Weg ihr mehr Befriedigung bringt. Sie hat endlich den Malstil für sich gefunden, nach dem sie lange gesucht hat.

  Nachdenklich geht sie ins Atelier zurück und stellt das Bild auf die Staffelei gegenüber dem Fenster. Sie betrachtet ihr Werk eine Zeitlang, dann wendet sie sich den Bildern von Herbert zu, dessen Atelier sie benutzen darf. Hier am Königssee hat sie für zwei Wochen eine Ferienwohnung gemietet. Herbert kennt sie von ihrer gemeinsamen Zeit an der Kunsthochschule in Düsseldorf. Zufällig sind sie sich bei einer Vernissage in München begegnet, dabei beschlossen sie ihre Bilder gemeinsam in einer eigenen Ausstellung zu zeigen. Mit einigen Aquarellen und Ölbildern ist sie zu Herbert gefahren, der seit einiger Zeit hier am Königssee wohnt und arbeitet. Sie ist gespannt, was er zu ihrem Bild sagen wird, dass doch erheblich von ihrem bisherigen Malstil abweicht.

Carmen hat sich geraden einen Tee gemacht und in ein Buch vertieft, als Herbert von Schönau zurückkommt, wo er letzte Absprachen für ihre Vernissage mit zwei weiteren Künstlern abgesprochen hat. Als er zur Türe herein kommt und sie begrüßt hat, bleibt er nachdenklich vor ihrem Bild stehen: „Carmen, das Bild strahlt eine Kraft aus, als würde sich deine Seele darin spiegeln, wie möchtest du es nennen?“

   „Ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Was hältst du davon, wenn ich es „Das Auge der Seele“ nenne?“

  „Eine treffende Bezeichnung! Ich bin gespannt, was die Presse über unsere Bilder berichten wird.“

  „Deine Arbeiten können sich aber auch sehen lassen, dir gelingt es Bilder zu malen, bei denen nicht die Landschaften im Vordergrund stehen, sondern Personen, die alle etwas Besonderes, Geheimnisvolles ausstrahlen.“

  „Genau das ist meine Absicht. Weißt du noch, wie Professor Weissthaler uns ans Herz gelegt hat, einen eigenen Stil zu finden, der sich unverkennbar von anderen unterscheidet? Dem Betrachter möchte ich das Gefühl vermitteln, dass jedes Bild ein Geheimnis verbirgt!“

  „An die Worte von Professor Weissthaler kann ich mich noch gut erinnern. Wenn ich darüber nachdenke, trifft das auch auf mein Bild zu. Ich war nie ganz zufrieden, mit dem was ich bisher gemalt habe, es sind sicherlich auch gute Bilder dabei, aber sie hatten nie die Ausstrahlung, wie dieses hier. Warten wir also ab, was unsere Freunde und die Besucher sagen werden.“

 

© Lothar Lax

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