Die 13. Coronawoche ...

... und weiterhin gibt es Schreibimpulse und Texte, die dazu entstanden sind.

Viel Spaß beim Lesen und vielleicht auch selber schreiben - gerne können Sie mir Ihre Texte schicken!

Ihre

Cornelia

Schreibimpuls 1:

Die Welt kämpft gegen den Virus und durch ihn werden Missstände, die schon vorher schwelten, stärker sicht- und spürbar. Lt Internet bedeutet ‚Missstand‘: schlimmer, nicht der Ordnung, der Vorstellung, der Gesetze / Vorschriften o. Ä. entsprechender Zustand.

Als ersten Schreibimpuls gab es ein Blatt mit Synonymen zu ‚Missstand‘, verschiedene politische Gedichte und eine kritische Abhandlung zu politischer Lyrik – in welcher Textform dazu geschrieben wird. entscheidet der/die Schreibende...

 

 

Dazu (oder Aktuell) entstanden:

Corona – Gefühl  (Garip)

 

Ein Gefühl habe ich, ein Gefühl

Der Alltagsfrust ein Gefühl, die Abenteuerlust ein Gefühl

Ordnungssinn und Trennungswunsch Gefühl

Reisedurst und Sommerhunger ein Gefühl

Fernweh der anderen

Schäfersommer mit Winterbienen

Gottvertrauen ein Gefühl

Kulturverzicht und Ausgangssperre nicht

Aber Familiensinn ein Gefühl

Zukunftsaussicht gefühlte Perspektivlosigkeit

Meine Lebensangst ein Gefühl

Ein Gefühl habe ich, ein Gefühl

 

© Guido Viedenz

 

 

 

schwere..gefüllt

 

Schwere gefüllt mit Steinen

die Seinen lange, nicht im Arm gehalten

mit Masken auf der Nase Aufgaben verwalten

 

Schwere gefüllt mit Lockerungen

paradoxe Übung statt Freiheitsmoment

die Angst hat all jene vergangenen Freuden verdrängt

 

Schwer ist der Mut

die Hoffnung hockt hinter dem Stein der versteckt

beneide die Katze, die ihre Glieder maskenfrei reckt

 

Schwer fällt es, zu überwinden

Blicke treffen auf Blüten der Linden

jeder Tag ist ein neuer Tag

lerne ertragen, was ich nicht leiden mag

  

© Ann Kristin Bartke 

 

 

 

Masken

 

Ich erinnere mich nicht daran, ob im Krieg in meiner Heimat jemals Giftgas eingesetzt wurde. Dagegen erinnere ich mich an Angriffe mit Bomben und mit Phosphor. Während meiner Kindheit im Krieg gab es einige Besonderheiten, an die ich mich gut erinnere. Da gab es die absolute Verdunklungspflicht, es gab die Luftschutzkellertaschen im Flur, die man bei Alarm schnell griff, damit die Treppe herunterlief in den Keller. Das wurde auch ohne Alarm geübt, die Zeiten abgestoppt zur Freude meiner großen Brüder.

 

Und es gab Gasmasken. Die wurden jeder Familie in ausreichender Anzahl zur Verfügung gestellt. Furchtbar sahen sie aus, große, schwarze Helme, die zwei Drittel des Kopfes bedeckten. Für die Atmung gab es eine dicke, vorstehende „Nase“, mit einem Sieb an der Spitze. Die Augen wurden in der Maske mit kleinen Glasscheiben bedeckt. Der Anblick dieser Monstermasken war mir furchteinflössend. Immer habe ich beim Anprobieren und Üben geheult. Für den Ernstfall, also einen Giftgasangriff, habe ich dieses Monstrum wohl nie gebraucht.

 

Wegen der Erinnerung an diese Maske habe ich immer abgelehnt, irgendeine Maske an Karneval zu tragen, und sei sie auch noch so harmlos oder klein.  Aber jetzt, in Zeiten der Coronapandemie höre ich Wörter wie „Maskenpflicht“ und „Mundschutzmasken“. Meine Nichte hat mir welche genäht. Ich hatte sie darum gebeten, bunten Stoff zu verwenden, so dass sich niemand und auch ich sich vor meiner Vermummung fürchten muss. Sie sollen meine Mitmenschen schützen für den Fall, dass meine Viren, wie auch immer, ihnen mitgeteilt werden.

Die Gasmaske meiner Kindheit sollte mich vor dem feindlichen Gas schützen.

 

Ein- und ausatmen, das ist lebensnotwendig, kann aber auch gefährlich, sogar todbringend sein. Der Atem steht für das „Lebensprinzip“, das die Bibel „Odem Gottes“ nennt. Er ist uns gegeben für die Dauer unserer Lebenszeit –  er ist „gefährdete und zeitlich begrenzte Leihgabe“.

 

 

©Edeltraut Nölkensmeier 

 

 

Herkunft

 

Wo du herkommst wird entscheiden

machst du Karriere oder musst du leiden.

 

Leider ist es so - es kommt hinzu:

bist du schwarz, gelb oder rot,

geht es dir gut - oder du leidest Not?

 

Hast du Eltern, die examiniert,

dann hält dich jeder für kultiviert.

 

Sind viele Bücher in eurem Schrank

schuldest du der Familie großen Dank.

 

Gleiche Chancen für jeden ist eine Illusion.

In Deutschland wissen das alle schon!

 

© Karolina Sinn

 

 

Missstände.

 

Für Menschen, die sensibel,

ist von großem Übel,

genau betrachtet, eine Plage,

dass ihre angespannte Lage,

sie nicht aus der Misere führt,

das berührt.

 

Für alle, die leben in Armseligkeit,

hält der Himmel Trost bereit.

Denn mit  dem Ende ihrer Tage,

verändert sich der Menschen Lage,

und sie leben dann in Fülle,

allerdings ohne Hülle.

 

© Franz Köhler

 

 

 

Schreibimpuls 2: Homonym-Geschichte (aus ‚Kreatives Schreiben, 111 Übungen, Reclam)

 

Ein Homonym (auch Teekesselchen genannt) ist ein Wort, das für verschiedene Begriffe stehen kann, man kann Homonyme in einem Wörterbuch oder im Internet suchen.

 

 

Dieses Wort soll sowohl im ersten als auch im letzten Satz deiner Geschichte vorkommen. Dabei soll das Homonym zuerst in der einen Bedeutung, dann in der anderen verwendet werden.

 

Dazu entstanden:

Homonyme


Homonyme sind keine zeitgemäße Adaption anonymer Homophober.
Üben einen eigenen Reiz der Missverständlichkeit aus.

Der Fußball und der Ball der einsamen Herzen haben keine gemeinsame Vergangenheit.
Die Reputation einer Parkbank und der Deutschen Bank haben sich im Lauf der Zeit umgekehrt.

Der Hahn auf dem Hof hat eine andere als der in der Kneipe,
vom gleichnamigen Otto ganz zu schweigen.

Laut Otto - und zwar wieder einem anderen - kann es in einer Kneipe laut werden.
Der Otter und die Otter stehen sich nicht nahe.

Der Kiefer kann Ungemach bereiten, die Kiefer durchaus auch.
Marcel Reif kann einen Reif am Finger mögen und auf dem Auto ablehnen,
ohne dass das z.B. auf Rügen Rügen nach sich ziehen müsste.

Sieben steht für eine unspektakuläre Tat, sieben auf einen Streich nicht.
Der Strauß bringt seiner Frau keinen Strauß mit.
Gemeint ist nicht Franz Josef.

Der Tau am Morgen auf dem Tau am Schiff hat mit dem neunzehnten Buchstaben
des griechischen Alphabets nichts gemein.

Nur ein Tor stellt sich ins Tor, wenn er der Liga nicht gerecht wird.
Auch wenn sein Verein sein Sein ist.

Eugen Skasa-Weiß weiß nichts mehr von weiß und schwarz.
Zu Lebzeiten wusste er schon.

Ob der Kiwi der Kiwi zugetan ist, ist ungewiss.

Geier Sturzflug sang:
Wenn früh am Morgen die Werksirene dröhnt
Und die Stechuhr beim Stechen lustvoll stöhnt
In der Montagehalle die Neonsonne strahlt
Und der Gabelstaplerführer mit der Stapelgabel prahlt.

Das hat absolut nichts mit Homonymen gemein,
aber der gemeine Sprachästhet an sich geriert sich keineswegs gemein,
wenn er eigene Reize ergänzt.

Und wenn Homonyme über Assoziationen zu Äquivalenten führen,
kann auch das reizvoll sein.

 

 

© Uli Kölling

 

 

Kiefer.

 

Er brach sich den Kiefer

an einer Kiefer

und das geschah so:

 

Er lief immer tiefer

in den Wald voller Kiefer

und war recht froh.

Sein Gemüt, sehr heiter,

trug ihn weiter und weiter.

Doch da wölbte sich eine

Kieferwurzel ganz alleine,

über dem Weg sehr quer.

Dem Läufer fiel es schwer

die Wurzel zu meiden

 

und so begann sein Leiden.

(siehe oben)

  

© Franz Köhler

 

Schreibimpuls 3:

 

Lass dich von dem Bild zu einem Text inspirieren.

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