DIE NEUESTEN TEXTE - ZU FRÜHLINGSGEDICHT UND -BILDERN

Nach und nach erreichen mich Texte, die zu den Schreibimpulsen entstanden sind. Da ich mich ja noch in das Bestücken des Blogs hineinfuchsen muss, kann es sein, dass die Übersichtlichkeit ein wenig darunter leidet - ich hoffe auf Nachsehen von euch!

Das heißt aber auch, dass ich die Texte den jeweiligen Impulsen zuordne (egal, wann sie eingehen) und der geneigte Leser sie dann in den früheren Artikeln findet - das ist halt wie Ostern: fröhliches Suchen! ;-)

 

In diesen Zeiten gilt - nach wie vor - Lächeln, kreativ bleiben, Schreiben und Kommentieren!

Viel Spaß dabei und bleibt gesund

Cornelia

Impuls 1: Lass dich von dem nachfolgenden Klassiker zu einem eigenen Text inspirieren

 

Er ist's

 

Frühling lässt sein blaues Band
wieder flattern durch die Lüfte;
süße, wohlbekannte Düfte
streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
wollen balde kommen.
—  Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab' ich vernommen!

  

Eduard Mörike

 

Dazu Entstanden:

Frühling:

 

Rosaweiße Blüten fliegen.

Zarte Düfte wollen schmeicheln.

In gefrornen Pfützen liegen

Sonnenstrahlen.

Weinend muss der Schneemann weichen.

Früh am Morgen zwitschern Meisen.

Emsig baut das Vogelpaar.

Störche kommen von langen Reisen.

Hier geblieben ist der Star.

Leicht wird meine Winterseele.

Erste Bräune spannt die Haut.

Mit der Meise singe ich aus voller Kehle.

Auch wenn der Nachbar erschrocken schaut.

 

© Ulla Havig

 

 

Der goldene Frühling

 

Frühjahr! Die Natur erwacht.

Die Blütezeit beginnt mit ihrer einzigartigen Vielfalt

Blumen und Sträucher erblühen in dieser goldenen Frühlingszeit.

So könnte es ewig bleiben.

Die Jugend sehnt in der Frühjahrszeit den kommenden Frühsommer herbei.

Nach dem Lenz riechen sie den nahenden Sommer und warten darauf, den

Winter zu erleben.

 

© Maria Boyn

 

 


Impuls 2: Welche Gedanken, Gedichte oder Geschichten löst eines der Bilder (vielleicht auch in Kombination mit dem Mörike-Gedicht) in dir aus?

 

August Macke - Garten in Hilterfingen
August Macke - Garten in Hilterfingen
Otto Modersohn - Fischerhude Gehöft im Frühling
Otto Modersohn - Fischerhude Gehöft im Frühling

Dazu entstanden:

Ich sehe das Bild von Otto Modersohn. Bin angezogen und abgestoßen. Angezogen von den Farben, abgestoßen vom Idyll. Das ist doch naive Malerei, denke ich, mit der ich mich allerdings nicht auskenne.

Diesmal spüre ich auch den Unterschied, wenn ich direkt im Kurs drauf los schreibe oder zu Hause am PC sitze – nachdem ich Otto Modersohn gegoogelt und mir einige seiner anderen Bilder angeschaut habe. Die Assoziationen scheinen zähflüssiger.

Hier in diesem Bild, das Cornelia als Schreibimpuls geschickt hat, „Fischerhude, Gehöft im Frühling“, stört mich das Gehöft, die Scheunen, die zu sehen sind. Sie sind eng aneinandergeschmiegt. Auch die Kuh im Vordergrund und die grasenden Schweine stören mich. Aber ein Pferd wäre auch nicht besser gewesen.

Angezogen bin ich davon, wie Otto Modersohn mit Farben umgeht. Er legt Gelb auf die Wiesen, die tief ins Bild hinein reichen. Butterblumen stelle ich mir vor. Ein Meer aus Butterblumen. Das helle Grün der Bäume rechts im Bild findet sich auch auf dem Dach einer Scheune. Ihre Türen sind türkis und wölben sich etwas schräg nach außen. Dicht neben dieser etwas windschiefen, aber gut gepflegten Scheune scheint sich eine etwas kleinere an sie anzulehnen. Orange liegt auf dem schrägen Dach. Ein Teil der Rückseite, auf die man sieht, scheint weiß gekalkt, der Rest trägt ein Fachwerkmuster vor orangefarbenem Hintergrund.

Das stört mich ganz besonders. Fachwerkmuster, orange und weiß gehört da nicht hin.

Wieso denn nicht? Gleich daneben strahlt ein Baum in voller Blüte, weiß. Auch die Kuh ist schwarz-weiß gefleckt. Die Schweine, weiß! Ich streiche Kuh, Schweine und Gehöft aus dem Bild. Dann ist es eine Landschaft. Ja, so ist es schön.

Später, als ich spazieren gehe, fällt es mir ein. Es ist das Fachwerkhaus meiner Kindheit, das ich nicht sehen möchte.

 

© Cäcilia Arenz-Bessel

 

 

Bildbetrachtung – Gehöft im Frühling (Otto Modersohn)

 

  Schleierwolken hoch am Himmel.

Um die Blüten summendes Gewimmel.

Und die kühle Morgenluft

Ist erfüllt von Frühlingsduft.

 

  Kuckucksruf vom Walde her.

Vor dem Stall ein Blumenmeer.

Schafe sieht man friedlich weiden.

Vögel zwitschern in den Zweigen.

 

  Und die Kühe bunt gefleckt

Haben den Hasen gar erschreckt.

Die Kapelle, die am Wege steht,

Lädt uns ein zum stillen Gebet.

 

© Lothar Lax

 

 

Osterlamm.

 

Kann ein guter Vater seinem Kind einen Herzenswunsch abschlagen? Ich kann es nicht.     Es geschah kurz vor Ostern.

Meinen Wagen, einen VW-Polo, hatte ich am Waldrand abgestellt und beobachtete aus sicherer Entfernung ein Gehöft mit großem riedgedecktem Wohnhaus, in dem auch Stallungen untergebracht waren, wie es früher üblich war.

Vor einer Scheune grasten Kühe. Freilaufende Hühner pickten Würmer aus dem feuchten Boden und ein Mutterschaf kümmerte sich um ihren Nachwuchs, fünf Lämmchen, die lebhaft umeinander liefen, wo bei eines sich von der kleinen Gruppe entfernt hatte.

In Indianermanier robbte ich auf Knien und Ellbogen, einen Jutesack hinter mir her ziehend, auf das unbekümmerte Wesen zu, ergriff es und steckte es in den Sack.

Dann eilte ich so schnell es ging zum Auto und brachte die Beute nach Hause.

Als ich das Tier auspackte, schrie mein kleines Töchterchen vor Freude, umschlang meinen Hals und herzte und küsste mich.

Meine Frau schrie ebenfalls, nicht vor Freude, nein, voll Entsetzen und Zorn und brüllte: „Bist du wahnsinnig? Du bringst sofort das Lamm zurück!“

„Nein“, schrie mein entzückendes Töchterchen und klammerte sich an meine Hosenbeine.

Meine Frau sprach beruhigend auf Lottchen ein und sagte: „Schau wie verängstig das Lämmlein ist, ja, es weint nach seiner Mama.“

Und tatsächlich hatte das Tier feuchte Augen.

Es bedurfte langes Zureden seitens meiner Frau, bis unser Töchterchen das Lamm freigab, und ich es auf dem gleichen Weg wieder zurückbrachte.

In mir reifte die Erkenntnis, dass meine Absicht, Gutes zu tun, nicht von jedem anerkannt wird.

 

© Franz Köhler

 

 

Otto Modersohn - „Gehöft im Frühling“ - Oder „Kinderglück“

 

Genauer

Ich schaue:

Bin wieder Kind,

Voller Freude, mit Straßenclique

Bei Bauernhöfen gegenüber

Zu spielen.

Kinderglück!

 

 Was

Wird spannender:

Seilspringen mit Kälberstrick?

Auf ungesattelten Pferden reiten?

Unsichtbare Verstecke suchen?

Höhlen bauen?

Kinderglück!

 

 Bauernhaus

Mit Scheunenbauten,

Wiesengrün, weidendes Vieh.

Kirschbaum verspricht reife Früchte

Und unendliche Freiheit

Eines Abenteuerspielplatzes!

Kinderglück!

 

Glanzpunkt:

Auf Erntewagen,

Von Pferden gezogen,

Hoch oben lachend heimzufahren,

Dann durch’s Scheunentor.

„Kopf einziehen!“

Kinderglück!

                                                                     © Edith Lerch

 

 

 

Kontaktsperre

 

Mein Verstand und mein Gefühl
kämpfen miteinander
wer wird siegen?
wie geht Frieden?

 

Der Verstand sagt:
zieh die Schuhe an
renn dich frei
das Gefühl signalisiert:
die schwarze Decke
wiegt zu schwer
ich kann sie nicht abwerfen
ihr nicht davonrennen

 

Mein Verstand sieht den blühenden Raps
die endlose Weite im Feld
mein Gefühl erstickt
unter der Schwärze
ich bin allein mit mir

 

Mein Gefährte ist mir so fern
wie er es nie ist
wenn er wirklich in der Ferne ist
Manchmal öffnet sich eine Seelentür
zwischen unseren verschlossenen Häusern
wir sind uns nah
wie selten zuvor

 

Dann blühen die Bäume
die Vögel singen
der Raps betört mit süßherbem Duft
eine Kuh grast friedlich
Auch sie ist alleine
Sie frisst und ist
ist Frieden so einfach?

 

 

Nachtrag

1000 kleine Sonnen
leuchten auf den Wiesen
strahlen um die Wette
mit meinen grünen Walkingschuhen
mit einem langen Ausatmen
pusten wir Corona davon
Neues Leben wird blühen

 

 © Doris Schaub

 

Zeit

 

Die Zeit des Frühlings

lässt die Natur aufblühen.

Wir Menschen leben auf -

trotz aller Widrigkeiten.

Das finsterste Gemüt taut auf

in der Zeit des Frühlings.

Melancholiker gesunden,

wenn die Sonne sie küsst;

sie erholen sich, erstarken

in der Zeit des Frühlings.

Doch ein mir lieber Mensch,

der im Sterben liegt,

den kann ich nicht wiederbeleben -

auch nicht in der Zeit des Frühlings.

 

 ©  Karolina Sinn

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Kommentare: 1
  • #1

    bartkemadali@t-online.de (Montag, 27 April 2020 19:32)

    wer wird siegen, wie geht Frieden..? ..
    (ein eigenes Motto..]
    zurück geworfen auf das eigene, Ich, Los,
    Einsamkeiten in brüllender Hitze, Hirngespinste vertrocknen zu Salzpyramiden??
    auf den Regen warten wir auch..